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INNO-Kirche Velbert


Erneuerungsprozess der Pfarrgemeinde

Christen sollen „Licht der Welt“ sein, sagt Jesus in seiner berühmten Bergpredigt (Matthäus 5,14). Sie sollen beitragen, dass jeder Mensch in Würde leben kann, dass die ganze Gesellschaft von Werten wie Gerechtigkeit, Friede und Bewahrung der Schöpfung geprägt ist und dass Probleme gemeinsam gelöst werden. Doch funktioniert das heute noch? Befinden sich nicht alle Kirchen in der westlichen Welt im Sinkflug, zerrieben zwischen interner Reformverweigerung und externen gesellschaftlichen Veränderungen?

Das Pastoralteam und der Pfarrgemeinderat unserer katholischen Kirchengemeinde haben über die aktuelle Situation von katholischer Kirche in Velbert nachgedacht. Wir sind zum Schluss gekommen, dass wir nicht den Kopf in den Sand stecken, sondern aktiv werden wollen. Wir brauchen eine professionelle Vitalisierung unserer Gemeinde, um jeden und jede einzelnen, aber auch unsere ganze Gemeinde leuchtend und anziehend zu machen. Dabei können wir auf positive Beispiele in unserer Pfarrei aufbauen, wir brauchen aber zusätzlich konstruktive Impulse von außen. Wir wollen von Kirchengemeinden lernen, die einen echten Turn-Around geschafft haben und die wieder wachsen!

Für diesen dreijährigen Prozess von 2021-2023 hat unsere Kirchengemeinde mit „Pastoralinnovation“ ein Institut aus Graz gewinnen können, das über langjährige Erfahrungen in der Begleitung von Gemeinden verfügt, die innovativ sein wollen und bereit sind, dafür engagiert zu arbeiten. Insofern wird es in diesen drei Jahren eine ganze Fülle von unterschiedlichen Veranstaltungen geben (Besuche durch Pastoralinnovation von Veranstaltungen vor Ort, Workshops, Arbeitsgruppentreffen, Treffen des Projekt-Leitungsteams etc.). Wir freuen uns auf Ihre Mitarbeit und Ihre Impulse.

Kontakt

Wir freuen uns über jede Art von Feedback und ermutigen Sie ausdrücklich dazu. Nutzen Sie dazu bzw. für Anmeldungen zu Veranstaltungen bitte die E-Mail-Adresse „Diese E-Mail-Adresse ist vor Spambots geschützt! Zur Anzeige muss JavaScript eingeschaltet sein.“ oder die Tel.Nr. 0175-53 38 84 4.
Ansprechpartner für das Projekt ist PR Punsmann.

INNO-Blog


26.10.2023 - Dreiklang von Einheit, Glaube und Früchten

In Matthäus 12,24-36 wird auf den Punkt gebracht, warum Einheit in Vielfalt kein Luxus ist, kein „nice-to-have“, sondern ein zentrales und erfolgsrelevantes Kriterium für alle kirchlichen und auch alle profanen Organisationen. Jesus reagiert auf den Vorwurf der Pharisäer: „Nur mit Hilfe von Beelzebul, dem Herrscher der Dämonen, treibt er die Dämonen aus“ (Vers 24). Er argumentiert schlüssig: „Jedes Reich, das in sich gespalten ist, wird veröden und eine Stadt und eine Familie, die in sich gespalten ist, wird keinen Bestand haben. Wenn also der Satan den Satan austreibt, dann ist Satan in sich selbst gespalten. Wie kann sein Reich dann Bestand haben?“ (Verse 25 und 26)

Wird diese Gesetzmäßigkeit nicht in jeder Krise besonders sichtbar? Kommen Dörfer oder Familien nicht eher mit Katastrophen wie Kriegen, Erdbeben oder wirtschaftlichem Zusammenbruch zurande, wenn sie zusammenhalten und einander so gut es geht, helfen? Brachte nicht die Coronapandemie ans Licht, wer sich gemeinwohlorientiert verhalten hat und wer auf individuelle oder nationale Egoismen setzte, und welche Auswirkungen das jeweilige Verhalten hatte? Einheit ist also ein Überlebensthema auf allen Ebenen, von der Familie über Gemeinden bis zu staatlichen und globalen Strukturen.

Um das Gewicht seiner Analyse zu betonen, führt Jesus seine Gedanken weiter auf eine nächste, eine höhere Ebene. Über die anthropologische und soziologische Ebene hinaus erweitert er das Thema auf die spirituelle und theologische Dimension. Man könnte behaupten, dass kaum eine seiner Aussagen so fundamental ist wie die nun folgende: „Darum sage ich euch: Jede Sünde und Lästerung wird den Menschen vergeben werden, aber die Lästerung gegen den Geist wird nicht vergeben werden.“ (Vers 31) Offensichtlich will er damit den geistlich-existentiellen Charakter von Einheit und Verbundenheit betonen. Der Heilige Geist wird immer als Geist der Einheit und der Verbundenheit verstanden. Mit ihm wird die Kraft und Dynamik, ja die Energie beschrieben, die Einheit in Vielfalt schafft und ermöglicht. Dieser Geist lässt paradoxerweise alle einander verstehen trotz unterschiedlicher Herkunft und Sprache. Wird so nicht eine der ersten Wirkungen in der Pfingsterzählung in der Apostelgeschichte im zweiten Kapitel beschrieben?

Ist es ein Zufall, dass Jesus nun noch einen bedeutsamen Schritt weitergeht und – ganz im Sinne von Innovation – unmittelbar von den Früchten zu sprechen beginnt? Will der Evangelist damit verdeutlichen, welche Folgen menschliche und gesellschaftliche Einheit sowie spirituelle Verbundenheit mit dem Göttlichen zeitigen? „Entweder: Der Baum ist gut - dann sind auch seine Früchte gut. Oder: Der Baum ist schlecht - dann sind auch seine Früchte schlecht. An der Frucht also erkennt man den Baum.“ (Vers 33)

Den Dreiklang von Einheit, Glaube (Gottesbeziehung) und Früchten könnte man als biblisch-theologisches Innovationsprinzip bezeichnen. Wenn Menschen sich frei für Einheit in Vielfalt entscheiden, wenn sie als konstruktive Glieder eines Leibes agieren wollen, wenn sie alle ihre Talente, ihr Knowhow, ihre Fähigkeiten und Ressourcen für ein gemeinsames Warum und Wozu einsetzen, dann werden gute Früchte für die ganze Welt die Folge sein.

Dr. Georg Plank, Pastoralinnovation
Webseite: www.pastoralinnovation.org


 

Gisbert Punsmann, PR

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19.10.2023 - Fratelli Tutti und Chicago

Seine mitten in der Coronapandemie 2020 veröffentlichte Enzyklika „Fratelli Tutti“ betitelt Papst Franziskus programmatisch mit „Über die Geschwisterlichkeit und die soziale Freundschaft“. Er will einen demütigen Beitrag für den Dialog einer globalen und pluralen Menschheit auf dem Weg zu einer größeren Einheit und Verbundenheit auf der Basis individueller Würde und begrüßenswerter Verschiedenheit leisten. Die Pandemie habe gezeigt, dass alle im selben Boot sitzen. Niemand dürfe ausgeschlossen werden. Keine:r darf den Anspruch erheben, die eine Lösung oder das eine gleichmachende Konzept für die ganze Menschheit zu besitzen.

Ich empfehle diesen lesenswerten Text eines Papstes, der sich weniger als abgehobenes „Oberhaupt“ und „Heiliger Vater“ der römisch-katholischen Kirche versteht, denn als dienender Hirte und bescheidener Seelsorger der ganzen Menschheit und der ganzen Schöpfung – in Verbindung mit vielen Mitmenschen aus allen Kulturen und Religionen, die im Geiste der Geschwisterlichkeit und Verbundenheit erneuernd und heilsam in der globalen Gesellschaft wirken wollen.

In Chicago habe ich eine Kirche kennengelernt, die dafür auch ein gutes Beispiel ist. Angesichts zunehmender Polarisierungen betrachtet diese methodistische „Urban Village Church“ es als ihre vorrangige Mission, das Einende und Verbindende aller Menschen stark zu machen – und nicht das Trennende und Polarisierende. Gründungspastor Christian Coon erzählte mir, wie es zur Gründung dieser Kirche kam und warum ihr Motto lautet: „BOLD. INCLUSIVE. RELEVANT.” Im Geist des Paulus beschreibt diese Kirche ihre Kernwerte so: „We believe that we don’t have all the answers and that disagreement and discussion are healthy. We believe that Christian community is Christian not because it’s like-minded on every issue but because it is rooted in Jesus, who is a lot more interesting than religion has made him seem. We believe that every human being is created and gifted by God; therefore, people of every race and ethnicity, sexual orientation and gender identity, age and background, ability and disability, theological and political conviction are invited to be a real part of the church.”

Klingt gut, aber was ist das Besondere dran, werden Sie sich vielleicht fragen? Nachdem ich die Urban Village Church persönlich erlebt habe und auf ihrer Website sehe, wie divers ihr Staff, also die angestellten Hauptamtlichen, sich inzwischen entwickelt hat, würde ich antworten: Das Besondere ist, dass sie diese Werte in den Mittelpunkt all ihres Tuns stellen, dass sie ihr konkretes Verhalten immer wieder daran messen lassen und dass sie Fremdwahrnehmung und Kritik als Chance zum Lernen aufgreifen – lauter Verhaltensweisen, die ich in verfassten Kirchen des deutschsprachigen Raums oft schmerzhaft vermisse.

Dr. Georg Plank, Pastoralinnovation
Webseite: www.pastoralinnovation.org


 

Gisbert Punsmann, PR

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12.10.2023 - Verbuntung statt Gleichmacherei

„Denn wie wir an dem einen Leib viele Glieder haben, aber nicht alle Glieder dieselbe Aufgabe haben, so sind wir, die vielen, ein Leib in Christus, als Einzelne aber sind wir Glieder, die zueinander gehören.“ (Römer 12,4-5)

Wie schon betont, thematisiert Paulus in seinen Briefen intensiv den systemischen Zusammenhang zwischen Leib und Gliedern. Neben dem Zitat aus dem Römerbrief wird vor allem das 12. Kapitel des 1. Korintherbriefs oft verwendet, um Gemeinden und kirchlichen Organisationen die Bedeutung von „Einheit in Vielfalt“ zu verdeutlichen. Offensichtlich ist das Thema so alt wie die Kirche selbst.

So gab es in der jungen griechischen Gemeinde der Hafenstadt Korinth bereits massive Spaltungstendenzen bzw. „Silos“, die sich auf Paulus, Apollos, Petrus (Kephas) oder Christus beriefen und darüber in Zank und Streit gerieten. In Galatien scheinen noch schwerere Konflikte die Gemeinde vor Zerreißproben gestellt zu haben. Statt der bei Paulusbriefen am Beginn üblichen Dank- und Liebesbezeugungen kommt der offensichtlich in Rage geratene Paulus im Galaterbrief daher gleich zur Sache. Es gab offensichtlich fundamentale Meinungsverschiedenheiten über „die Wahrheit des Evangeliums“.

Dabei ging es schlicht und einfach um die Frage, ob alle, die sich zu Christus bekennen, gleich viel wert und Glieder eines Leibes sind oder ob Unterschiede zwischen Juden- und Heidenchristen legitim geltend gemacht werden dürfen. Emotional erschüttert, entwickelt Paulus im Galaterbrief eine vernünftige, ja schlüssige Argumentation, die im berühmten Diktum mündet: „Denn alle seid ihr durch den Glauben Söhne Gottes in Christus Jesus. Denn ihr alle, die ihr auf Christus getauft seid, habt Christus angezogen. Es gibt nicht mehr Juden und Griechen, nicht Sklaven und Freie, nicht männlich und weiblich; denn ihr alle seid einer in Christus Jesus.“ (Galater 3,26-28)

Diese Schlussfolgerung hat revolutionäre Auswirkungen, damals wie heute – sowohl für die über die Geschichte in hunderten Einzeldenominationen aufgefächerte „eine, heilige, katholische (weltweiten) und apostolische“ Kirche Jesu Christi als auch für die gesamte Menschheit mit ihren vielfältigen Kulturen, Denk- und Lebensweisen, Wertesystemen und Traditionen.

Angesichts wachsender humanwissenschaftlicher Erkenntnisse über den Menschen als Individuum und als Sozialwesen bietet die paulinische Sicht einer „Einheit aller in Christus“ die theologische Basis, um alle nach wie vor bestehenden Differenzierungen und Diskriminierungen zu überdenken und ggf. zu verändern. Das Wissen, dass zum Beispiel geschlechtliche Identitäten weitaus vielfältiger sind als lange Zeit angenommen oder behauptet, sollte einer jahrhundertelangen diskriminierenden, entwürdigenden und oft tödlichen Praxis endgültig jegliche Legitimation entziehen.

Bedeutet das eine negative Gleichmacherei? Würden Kirchen damit dem „Terror des Gleichen“ nachgeben, den Byung-Chul Han in seinem Buch „Die Austreibung des Anderen“ anklagend als Folge der aktuell dominanten Globalisierung beschreibt? „Der Globalisierung wohnt eine Gewalt inne, die alles austauschbar, vergleichbar und dadurch gleich macht … die Gewalt des Globalen als Gewalt des Gleichen vernichtet die Negativität des Anderen, des Singulären, des Unvergleichbaren …“ konstatiert der koreanische Philosoph auf S. 19.

Ich zitiere ihn deshalb, weil seine schonungslose Analyse die Tür öffnet für ein völlig gegenteiliges Verständnis: Eines, das auf Einzigartigkeit und Unterschiedlichkeit aufbaut. Verbuntung nennt das Paul Michael Zulehner.

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5.10.2023 - Beschädigte Dachmarke „Kirche“

„Hauptsache, uns geht`s gut – oder zumindest nicht schlechter als den anderen!“ Dieses destruktive Motto ist weit verbreitet, wenn es um die Frage von Corporate Identity und Markenbildung in den großen verfassten Kirchen geht. Die eigene Unterorganisation, das eigene Projekt oder die eigene Aktion werden – oft mit Hilfe externer professioneller Beratung – stark gemacht und medial gepusht. Die „Dachmarke“, sei es die katholische oder die evangelische Variante, spielt da eine weit geringere Rolle. Aufgrund der massiv sinkenden Vertrauenswerte und des seit langem negativen Images von Kirche entstand eine wachsende Distanzierung vom eigenen „Mutterkonzern“. Man will nicht an die große Glocke hängen, dass man in kirchlicher Trägerschaft agiert. Es kommt sogar vor, dass die Zugehörigkeit so verschleiert wird, dass diese bei positiven Presseberichten, Erfolgsbilanzen oder Jahresberichten nur für den versierten Insider ersichtlich wird.

Normale Medienkonsument:innen realisieren oft nicht, dass Reportagen über soziales und entwicklungspolitisches Engagement, über Bildungs- und Beschäftigungsinitiativen oder über moderne Medienprojekte irgendetwas mit den von ihnen mehrheitlich negativ betrachteten und manchmal sogar geschmähten Kirchen zu tun haben.

Wen wundert es da noch, dass sich so in der heutigen Medienwelt und öffentlichen Wahrnehmung eine gewaltige Schere auftut? Positivnachrichten werden dem eigenen Markenkonto gutgeschrieben, negative „darf“ die Dachorganisation für sich verbuchen. Da aber Dach- und Submarken auch auf vielfältige, auch organisationale Weise zutiefst miteinander verbunden sind, ist es nur eine Frage der Zeit, bis es gewaltig kracht und sich diese Art von Öffentlichkeitsarbeit als Riese mit tönernen Füßen entpuppt.

Bei der Aufdeckung der verbrecherischen sexuellen Missbräuche wurde zurecht deutlich gemacht, wie viele betroffene Einrichtungen unter kirchlicher Trägerschaft standen und somit kirchliche Führungskräfte zur Verantwortung gezogen werden müssen. Gleichzeitig habe ich oft erlebt, dass aufgrund der komplexen kirchen- und staatsrechtlichen Regelungen disziplinarische Zugriffe oft nur sehr bedingt möglich sind, weil es sich um hunderte eigenständige Rechtspersonen handelt.

Wie bei einem Leib sollten sich aber alle Glieder bewusst sein: „Wenn ein Glied leidet, leiden alle Glieder mit; wenn ein Glied geehrt wird, freuen sich alle Glieder mit“ (1 Korinther 12,26).

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28.9.2023 - Silomentalität lähmt

Bei kaum einem anderen Thema wird die Kluft zwischen Anspruch und Wirklichkeit so spürbar wie bei „Einheit in Vielfalt“. Diese Kluft wird überdies kleingeredet oder ignoriert. Das inflationäre Gerede von „Gemeinschaft“ herrscht oft dort vor, wo de facto kaum echte Gemeinschaft spürbar ist. Schon gar nicht, wenn man neu ist oder nicht in die milieuverengte Clique vor Ort passt. Und wie viele Menschen jammern zwar, nirgends wirklich dazuzugehören, aber sobald sie in einer Kleingruppe beheimatet sind, verschließen sie sich potenziellen neuen Mitgliedern und handeln genauso wie diejenigen, unter deren Verhalten sie zuvor gelitten hatten?

Meist sind es harmonistische und konformistische Bilder, die meiner Meinung nach von dem wegführen, was „Einheit in Vielfalt“ bedeutet. Auf diese Weise konterkarieren Pfarrgemeinden, Arbeitsteams oder Gremien Bilder wie Orchester oder Leib. Sie wollen zwar ein Orchester, aber dann besetzen sie es nur mit ein oder zwei Instrumenten. Sie wollen Leib sein, aber gebärden sich wie ein Körper mit Dutzenden Fingern, aber ohne Herz und Hirn, oder mit einem Riesenkopf ohne Füße!

In großen Unternehmen wird oft von „dominanten Silo-Strukturen“ geredet. Was ist damit gemeint? Wie bei einem fensterlosen Betonsilo sehen einzelne Gruppen, Gremien oder Aktionen nur sich selbst und nehmen sich am wichtigsten. Sie sind abgeschlossen, quasi einbetoniert und mit anderen Akteur:innen kaum verbunden. Aus Silosicht ist es die Hauptsache, dass das eigene Projekt oder Anliegen erfolgreich, gut ausgestattet und bekannt ist, der Rest ist egal. Logisch, dass man sich dann gegenseitig als Konkurrent:in betrachtet und sich aggressive und machtorientierte Verhaltensweisen breitmachen.

Im Unterschied zur Wirtschaftswelt, in der Konkurrenz und Wettbewerb tendenziell positiv bewertet werden, wird in kirchlichen Kreisen oft massiv geleugnet oder kaschiert, dass nicht alles harmonisch und friedfertig abläuft. Behauptet wird hoch und heilig genau das Gegenteil! „Wir sind eine Gemeinschaft, bei uns herrscht Einheit in Vielfalt, jede:r ist willkommen sich einzubringen“ und ähnliche Beteuerungen machen es schwer, sich der Realität ehrlich zu stellen und sie im Geiste Jesu zu bearbeiten. Kritiker:innen sehen sich schnell mit dem Vorwurf der Nestbeschmutzung konfrontiert, werden so zermürbt und resignieren oder verlassen das System.

Gibt es diese Phänomene nur in kleinen organisatorischen Einheiten wie lokalen Gemeinden? Die aktuellen Strukturmaßnahmen der verfassten Kirchen im deutschsprachigen Raum belegen eindrucksvoll, dass leider auch auf größerer Ebene das mittelalterliche Denken und Handeln in Territorialstrukturen dominant ist. Warum machen sonst so viele unkoordiniert das Gleiche? Warum fangen alle immer bei Null an? Warum gibt es für große Organisationen wie die evangelische oder erst recht die katholische Kirche so wenig Austausch, Prozesse des Voneinander-Lernens oder offenes Teilen von Erfahrungen? Warum gibt man in postmodernen Zeiten gemeinsame Begriffe auf wie Pfarre(i)? Einheit in Vielfalt? In den meisten Fällen ein reine Worthülse, die gerade von denen in den Mund genommen wird, die sich auf keinen Fall in den Kochtopf ihrer selbstbezogenen Suppe blicken lassen wollen.

Wer innovieren will, muss sich aktiv damit auseinandersetzen und beharrlich an einer neuen Kultur arbeiten, die „Früchte des Geistes“ wachsen lässt, wie sie in Galater 5,22 benannt werden: Liebe, Freude, Friede, Langmut, Freundlichkeit, Güte, Treue, Sanftmut und Enthaltsamkeit.

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21.9.2023 - Flow-Erlebnis durch Verbundenheit

Wie kann aus vielen unterschiedlichen Menschen ein lebendiges und funktionierendes Ganzes werden? Da helfen die in den letzten Blogs angeführten Bilder weiter. Denn es geht um die rechte Zusammensetzung, um die richtigen Proportionen und um eine gute Ausgewogenheit. Diese Kriterien sind bei sozialen Systemen nicht technisch und starr festgelegt, sondern verändern sich situativ und je nach Aufgabenstellung, Verfasstheit und Umweltbedingungen manchmal schneller und manchmal langsamer. Selten bleiben sie längere Zeit völlig gleich, so wie unser Körper sich auch vom Aufwachen am Morgen bis zur Nachtruhe immer wieder verändert, anpasst und neu konfiguriert.

Bei Gruppen oder Organisationen ist dabei die Ausgewogenheit von Persönlichkeits- oder Innovationstypen wichtig, aber auch die Kompetenzen, das Wissen und die sozialen Fähigkeiten. Um der Tendenz zur Konformität entgegenzuwirken, braucht es die gezielte Pflege von Unterschiedlichkeit auf allen Ebenen. Das kann anstrengend und konfliktreich sein, führt aber bei konstruktiver Ausführung zu einem Mehrwert, der in einem monokulturellen Einheitsbrei nie erreicht werden kann.

Diese dynamische Verbundenheit der vielen Glieder in einem Leib, der vielen Engagierten in einem Projekt oder der vielen Mitarbeiter:innen in einer Organisation spielt sich auf vielen Ebenen ab. Sie ist oft nicht bewusst und geplant. Wie das vegetative System eines Organismus spielen sich viele lebensnotwendige Prozesse unbewusst ab, etwa Atmung, Stoffwechsel, Gleichgewicht. Man spürt dieses Eingespieltsein bei großartigen Bands und Orchestern, aber auch bei Mannschaftssportarten oder erfahrenen Paaren oder Großfamilien. Alles wirkt so leicht, so souverän, ja fast automatisch, und ist doch in der Regel hart erarbeitet, so oft trainiert, bis es „in Fleisch und Blut“ übergeht, wie der Volksmund sagt.

Vertieft werden diese Kategorien des Zusammenspiels und der Kooperation durch Richtung und Rhythmus. Ist allen klar, in welche Richtung das Ganze unterwegs ist, ja, wohin man überhaupt will? Gibt es gemeinsam ausgehandelte und vereinbarte Ziele? Rudern alle in die gleiche Richtung? Und geschieht dieses „Rudern“ im gleichen Rhythmus? Wenn Sie einmal in einem Kanu oder einem Ruderboot Teil eines Teams waren, wissen Sie, wovon ich rede.

Die Erfahrung des Eingestimmtseins auf einen gleichen Rhythmus führt in vielen Teams zu einer Art von „Flow-Erlebnis“. Dabei geht es um ein nachhaltig wirksames und als beglückend erlebtes Gefühl eines mentalen Zustandes völliger Vertiefung und Aufgehens in einer Tätigkeit. Flow entsteht meist bei komplexen Geschehen im Bereich zwischen Überforderung, die Angst verursacht und Unterforderung, auf die wir mit Langeweile reagieren. Ich halte das Flow-Erleben für ein Phänomen, das nicht nur individuell erlebt werden kann, sondern gerade auch als spürbare Folge von echter Einheit, von Oneness und innerer Verbundenheit.

Für mich ist der tiefste Grund, auf dem dieses Ineinander und Zusammenspiel vieler, unterschiedlicher, ja letztlich einander immer auch fremder Menschen keimen, wachsen und gedeihen kann, das, was wir im umfassenden Sinn Liebe nennen, ob aus geistlich-spiritueller oder aus psychologisch-therapeutischer Perspektive, ob aus neurologischer Empathieforschung oder sozialwissenschaftlichen Erkenntnissen – immer mehr erscheint mir die Liebe als Geschenk, Geheimnis und als Kunst (Erich Fromm), zu der jeder Mensch fähig ist. Liebe wird so zum Hauptfaktor gelungener Kooperation und heilvoller Verbundenheit.

Dr. Georg Plank, Pastoralinnovation
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14.9.2023 - Die Kunst öffnet Augen und Herzen

Während des ersten Lockdowns der Coronapandemie habe ich jeden Morgen im formatmäßigen riesigen Bildband „Peoples and Places of the Past“, dem „National Geographic Illustrated Atlas of the Ancient World“ gelesen und meditiert. Dieser Blick in vergangene Kulturen aller Kontinente löste in mir Gefühle des Staunens und der Dankbarkeit aus.

Viele Menschen schöpfen ihr Verständnis von Einheit in Vielfalt vor allem aus der Kunst. Ob bildende Kunst, Musik, Literatur, Theater oder Tanz oder sonst eine der unerschöpflichen Ausdrucksformen menschlichen Denkens und Fühlens, Empfindens und Suchens – im sinnlich Wahrnehmbaren öffnen sich die nicht messbaren Dimensionen von Menschsein, ja von Leben mitten in einer unfassbaren Fülle von Leben.

Trotz aller medialen Möglichkeiten eröffnen weltweit immer mehr Kunsttempel ihre Pforten. Bei vielen Ausstellungen bilden sich lange Wartelisten, weil man bestimmte Werke einfach einmal mit eigenen Augen und physisch gesehen haben will. Bei Konzerten ist es genauso, weil es trotz der hohen Qualität, mit der heute jede:r jederzeit per Ohrstöpsel ein exzellentes Musikerlebnis genießen kann, für viele Menschen noch immer einen unersetzlichen Höhepunkt darstellt, bestimmte Musikstücke, Orchester oder Bands live und physisch-sinnenhaft zu erleben.

Welcher Zugang sagt Ihnen besonders zu? Ist es die Technik, die Natur, die Astrophysik oder die Kunst? Ich lade Sie ein, „Ihrem“ Bild nachzuspüren. Denn es geht um viel. Innovationen im Sinne von Verbesserungen, von gelungenen Umsetzungen und nachhaltiger Erneuerung sind nur möglich, wenn die einzelnen Teile und das Gesamt eines Systems bestimmte Kriterien der Verbundenheit und der Kooperation erfüllen.

Bei all diesen Bildern wird klar, dass es die Vielfalt und Unterschiedlichkeit der einzelnen Teile braucht. Jegliche Uniformität verunmöglicht die Art von Einheit, von Gesamtsystem, von lebendigem Zusammenspiel, das Voraussetzung für Innovationen ist. Verliere ich meine Individualität, mein Ich, mein ganz besonderes Sein, wenn ich mich einem größeren Ganzen eingliedere und unterordne? So lautet die Sorge vieler Menschen, vor allem in Ländern des westlichen Kulturkreises.

In einer innovativen Organisationskultur betrachtet man Individualität gerade nicht als notwendiges Übel, sondern als Geschenk, das wertgeschätzt und gefördert wird. Erst wenn Menschen das tatsächlich und glaubwürdig erleben, werden sie für sich entdecken, dass ihre Sorge unbegründet ist. Erst dann werden sie aus freiem Herzen Teil eines größeren Ganzen sein wollen, weil sie erkannt haben, dass nur so ihre Einzigartigkeit aufblühen kann. Die scheinbare Aufgabe der Freiheit wird zur Voraussetzung für Selbstwerdung. „Wer sich hingibt, der empfängt“, betete der Heilige Franz von Assisi. Martin Buber formulierte: „Am Du wird der Mensch zum Ich.“

Dr. Georg Plank, Pastoralinnovation
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7.9.2023 - Vom Mysterium einer Blume

Über die sachlich-technologische Frage hinaus, warum etwas funktioniert, geht es um zentrale Grundfragen wie: Wie ist Leben überhaupt möglich? Wie ist alles Lebendige miteinander verbunden? Welche Rolle spielen darin die Menschen? Welche Formen der Vergemeinschaftung auf allen Ebenen fördern eine Kultur des Lebens und welche nicht? Und ja, welche Rolle spiele schließlich ich selbst in diesem wundervollen Gefüge, das uns im Mikro- und im Makrokosmos begegnet, in der sichtbaren und der unsichtbaren Welt, in allen Beziehungen und Lebensbereichen?

Diese Zusammenhänge und Vernetzungen beschreibt auf fantastische Weise der deutsche Autor und Dramaturg Fabian Scheidler in seinem Buch „Der Stoff aus dem wir sind“. Ausgehend von einer Analyse der Entwicklung im naturwissenschaftlichen Bereich zeigt er auf, dass ein rein mechanistisch-technokratisches Weltbild, wie es nach wie vor oft medial und pädagogisch vermittelt wird, u.a. in Biologie und Physik längst falsifiziert worden ist.

Scheidler zitiert den Quantenphysiker Richard Feynmann, der betont: „Die Wissenschaft kann dem Mysterium einer Blume nie etwas wegnehmen, sondern nur etwas hinzufügen!“. Sowohl natur- als auch geisteswissenschaftlich lassen sich die Dichotomien von Körper und Seele oder Materie und Geist nicht mehr aufrechterhalten. Jedes Molekül im anorganischen Bereich und jede Zelle von Lebewesen ist ein unglaubliches komplexes Zusammenspiel von Einzelteilen, Prozessen und Energien.

Um nur eines von vielen faszinierenden Beispielen zu erwähnen: Während in Schulbüchern eine organische Zelle nach wie vor als sauber aufgeräumte Einheit von Zellkern und diversen Organellen dargestellt wird, ist die Wirklichkeit unvergleichlich komplexer. „Nicht weniger als zehn Billionen Moleküle, die ihrerseits aus Tausenden von Atomen bestehen, rasen kreuz und quer durch den Raum (EINER Zelle!).“ Aus diesen Bewegungen entstehen vielfältigste Prozesse, Aktionen und Reaktionen von Millionen unterschiedlicher Elemente. Jede Zelle würde vergrößert wie ein eigener unglaublicher Kosmos erscheinen, und zwar von handelnden Akteuren, die alle zu wissen scheinen, was zu tun ist und in komplexer Weise zusammenarbeiten. Das alles funktioniert ohne „Chef“, sondern in selbstregulierenden Prozessen. „Dass zehn Billionen Einheiten ohne einen dirigierenden Mastermind wissen, was zu tun ist und auf sinnvolle Weise miteinander interagieren, ist ein schwindelerregender Grad von Selbstorganisation“, so Scheidler. Noch einmal: All das spielt sich in einer einzigen Zelle ab. Zur Einordnung: Ein erwachsener Mensch besteht aus etwa 100 Billionen einzelnen Zellen! Legte man die durchschnittlich nur 1/40 Millimeter großen Zellen aneinander, reichten sie zweieinhalb Millionen Kilometer weit – oder etwa 60-mal um die Erde. Und wenn man in jeder Sekunde eine Zelle an die andere reihte, würde das Ziel erst nach über drei Millionen Jahren erreicht.

Der 2022 zum Nobelpreisträger für Physik gekürte Österreicher Anton Zeilinger kommt aufgrund seiner Forschungen zu ähnlichen Schlüssen: „Es ist eine Tatsache, dass unsere Welt offensichtlich so konstruiert ist, dass also die Naturgesetze genau so beschaffen sind, dass Leben möglich ist. Es gibt etwa Untersuchungen, dass zum Beispiel Kohlenstoff nicht existieren würde, wenn die Naturkonstanten nur ein kleines bisschen anders wären. Kohlenstoff entsteht ja im Inneren von Sternen – und ohne Kohlenstoff kein Leben.“

Dr. Georg Plank, Pastoralinnovation
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31.8.2023 - Leib. Weinstock. Orchester.

Es gibt viele Bilder für den systemischen Zusammenhang von Einzelteilen und dem Ganzen. Paulus bemüht in seinen Schriften immer wieder die Metapher des Leibes mit vielen Gliedern. Das 12. Kapitel des 1. Korintherbriefes ist dafür wohl die bekannteste Beschreibung. Auch weithin geläufig ist die Weinstockrede von Jesus im 15. Kapitel des Johannesevangeliums. Sie verdeutlicht die systemische Komponente, dass eine vom Weinstock getrennte Rebe lebensunfähig und daher keine Früchte mehr bringen kann. Geistlich gesehen geht es um die spezifisch christozentrische Dimension von Einheit, im Sinne von „Oneness“, wie sie viele spirituelle und mystische Richtungen beschreiben. Dieser Begriff findet sich sowohl in traditionellen Weltreligionen als auch in neuen religiösen, esoterischen oder ökologischen Aufbrüchen und Initiativen.

Profaner ist das Bild eines Orchesters. Nur durch das Zusammenspiel und den Zusammenklang vieler Instrumente und Musiker:innen können Werke zum Klingen gebracht werden, die zuvor von genialen Komponist:innen ersonnen wurden. Und denken Sie nur an die scheinbaren „Misstöne“, die beim Einspielen zu hören sind! Da fokussiert jede/r nur auf sich und ignoriert bewusst die anderen. Für das Konzert braucht es dann den Willen zum gemeinsamen Spielen sowie eine:n Dirigent:in. Anderfalls käme kein Wohlklang zustande, so gut die einzelnen Musiker:innen individuell auch sein mögen.

Jede:r lässt sich von unterschiedlichen Bildern inspirieren. Vielleicht ist es für Sie eines der genannten wie Leib, Weinstock oder Orchester, oder bevorzugen Sie andere? Manchen leuchtet dieser für Innovationen unerlässliche Zusammenhang von Teilen und dem Ganzen eher anhand technischer Geräte so ein, dass sie hinfort ihre berufliche oder private Praxis mit neuen Augen sehen und neuen Handlungsoptionen gestalten können. Ob etwa ein simples Fahrrad, ein riesiges Stahlwerk oder ein Computer – immer wird klar, dass viele Teile ihren „Job“ erfüllen müssen und zugleich in rechter Weise miteinander verbunden und funktionieren müssen. Wenn etwa bei einem Fahrrad die Kette reißt, kann dieser Defekt nicht durch eine noch so tolle Schaltung oder bissige Bremsen kompensiert werden.

Andere Menschen wiederum finden enorme geistige, geistliche und praktische Inspiration in der Natur. Je mehr sie sich in die unvorstellbare Komplexität und Vielfalt der geschaffenen Welt vertiefen, auch mithilfe der Erkenntnisse moderner Naturwissenschaften, umso größer wird ein Gefühl des Staunens, ja der Ehrfurcht und der Dankbarkeit. Dieses kann die Basis für ein umfassenderes Verständnis sein, das oft mit einem achtsamen Wahrnehmen und intuitiven Ahnen beginnt.

Dr. Georg Plank, Pastoralinnovation
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24.8.2023 - Superstars oder Teams?

 Gute Teams sind der wichtigste Faktor für Erfolg. Stimmen Sie zu? Oder gehören Sie zur denjenigen, die als Hauptfaktor für Erfolg und Innovation herausragende Einzelplayer, großartige Führungskräfte und sogenannte „High Performer“ halten?

Je nachdem, ob die Team- oder die Einzelplayervariante als handlungsleitendes inneres Bild vorherrscht, werden die Konsequenzen auf das jeweilige System völlig unterschiedlich sein.

In kirchlichen Kreisen ist häufig eine übertriebene Personifizierung beliebt: Ob etwas gelingt oder nicht, ob Menschen begeistert sind oder nicht, ob sie der Kirche und ihrer Botschaft vertrauen, liege in erster Linie an Einzelpersonen. „Wenn wir nur eine:n tollen Jugendleiter:in, Pfarrer, Bischof oder Papst hätten, der …“ – solche Aussagen habe ich oft gehört. Ich brauchte lange, um zu verstehen, dass dieser gut gemeinte Wunsch weder praxistauglich noch zukunftsfähig ist. Denn Systeme wie Gemeinden, Schulen oder diakonale Einrichtungen sind erst dann wirklich „gesund“, wenn sowohl die einzelnen Teile funktionieren als auch deren komplexe Verbundenheit klappt. Wie bei einem Organismus braucht es sowohl gesunde Einzelglieder als auch das funktionierende In- und Miteinander aller beteiligten Teile.

„Growing a healthy parish“ – mit dieser Vision bringt Father Michael White von der Church of the Nativity dieses systemische Prinzip auf den Punkt. Die durch das Buch „Rebuilt“ bekanntgewordene Pfarrgemeinde aus Baltimore versucht bereits jetzt so zu agieren, dass die Aufwärtsentwicklung auch nach dem Ausscheiden des Pfarrers gut weitergehen kann.

Beispielhaft für eine Absage an den Irrglauben der Rettung von Kirche und Welt durch einige wenige überdurchschnittliche Stars ist die Mahnung, die der Papst am 7.6.2021 in einer Ansprache an Priester richtete: „Superman-Priester nehmen kein gutes Ende, nie. Ein Priester, der seine Schwächen kennt und über sie mit Gott redet, ist hingegen in Ordnung. ... Wenn ihr an ein vom Gottesvolk isoliertes Priestertum denkt - das ist kein christliches und auch kein katholisches Priestertum. Geht aus euch selbst heraus, lasst ... eure Sehnsucht nach Größe und Selbstbestätigung hinter euch, um Gott und die Menschen ins Zentrum eurer täglichen Gedanken zu stellen."

Die Vorstellung von Innovation als vorrangige Leistung einzelner „High Performer“ gilt es zu destruieren und durch das Paradigma „Innovation ist ein Teamsport“ zu ersetzen. Das ist das Ziel meiner hiermit startenden Blogstaffel.

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8.6.2023 - Klerikalismus umwandeln

In Kirchen gibt es eine spezielle Form des entwürdigenden und geringschätzenden Umgangs mit Menschen: den Klerikalismus. Ist dieser ein rein katholisches Phänomen? Papst Franziskus kritisiert massiv, wenn Priester oder Bischöfe primär an sich interessiert sind und nicht am Volk Gottes, zu dem sie gehören und für das sie da sind, dem gegenüber sie sich aber erhaben und überlegen zeigen.

Die folgende Begebenheit lässt diesbezüglich nichts an Klarheit vermissen: Papst Franziskus hatte neue Bischöfe bei einer Fortbildungsveranstaltung im Vatikan vor Autoritätsdünkel gewarnt. Der Klerikalismus zersetze die Gemeinschaft und schaffe eine „Spaltung im Leib der Kirche“, sagte er vor 74 neuen Oberhirten. Er betonte, dass jeder Bischof an der Seite der Schwächsten und derer in Gefahr stehen muss, und "nicht daran interessiert sein (darf), seinen guten Namen zu schützen". Ausdrücklich mahnte Franziskus die neuen Führungskräfte, die Nähe zu den Menschen und den "Straßen der Welt" zu suchen. Das Evangelium verkünde man "nicht im Sitzen, sondern unterwegs". Komfortdenken und die Suche nach weltlichen Sicherheiten seien mit dem Aposteldienst nicht vereinbar.

Wie Balsam auf die geplagten Seelen von kirchlichen Erneuerungswilligen weit über konfessionelle Grenzen hinaus klingt sein Appell am Schluss seiner Ansprache: Das pastorale Handeln dürfe sich nicht auf am Schreibtisch entstandene Entwürfe stützen, sondern müsse sich im unermüdlichen Zuhören entwickeln. Der Heilige Geist spreche oft gerade durch einfache Menschen, so Papst Franziskus, auch im Blick auf den weltweiten synodalen Prozess.

Stoßen seine Appelle auf offene Ohren und Herzen? Wo sind die kühnen Vorschläge, die er einfordert, um mutig neue Wege und Gestalten von Kirche zu wagen?

Dr. Georg Plank, Pastoralinnovation
Webseite: www.pastoralinnovation.org


 

Gisbert Punsmann, PR

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1.6.2023 - Konsument:innen zu Engagierten machen

Im Frühjahr finden in vielen Kirchen traditionelle Feiern statt, im katholischen Bereich Erstkommunion und Firmung, im evangelischen Bereich die Konfirmation. Allen Abbrüchen zum Trotz beteiligen sich nach wie vor überdurchschnittlich viele Familien an der Vorbereitung und der Feier dieser volkskirchlich geprägten Ereignisse. Man könnte auch sagen: Sie geben dadurch ihrer Kirche eine Chance!

Wie lässt sich diese Chance gut nutzen, damit mehr Menschen die Lebensrelevanz von Glaube und Glaubensgemeinschaft neu entdecken können? Viele Gemeinden jammern, dass sie kaum mehr ausreichend Ressourcen haben, um diese wiederkehrenden Prozesse qualitätsvoll durchzuführen. Eine Schere hat sich aufgetan zwischen den realen Möglichkeiten und den zunehmenden Ansprüchen einer konsumorientierten Gesellschaft. Außerdem lassen sich kaum nachhaltige Wirkungen erkennen, und diese relative Erfolglosigkeit verstärkt die Frustration vieler bemühter Engagierter.

Bei unseren Vitalisierungskursen für Gemeinden helfen wir, solche wiederkehrenden Prozesse zu innovieren. Wie kann mit weniger Aufwand mehr Wirkung erreicht werden? An welchen Wirkungen würde man erkennen, dass man gute Arbeit geleistet hat? Was würde allen Beteiligten ein Lächeln ins Gesicht zaubern?

Der Königsweg lautet aus unserer Sicht: Weg vom Konsumismus! Machen Sie aus Betroffenen Beteiligte. Aber wie? Nicht mit sanftem oder autoritärem Druck, nicht durch noch mehr Formalitäten oder vergebliche Programme. „Like Jesus“, lautete einmal die doppeldeutige Botschaft der Österreichischen Pastoraltagung. Wie Jesus sowohl den Kindern und Jugendlichen als auch ihren Familien, Freund:innen und Pat:innen liebevoll begegnen.

„Freiwillig, attraktiv und gemeinsam“ – so formulierte ein Pfarrer diese Haltungen.

Unterschätzen Sie nicht, was die offene Einladung zur gemeinsamen Gestaltung auslösen kann. Wie erfüllend es für Menschen ist, wenn sie sich gebraucht und wertgeschätzt erleben. Dafür einen passenden Rahmen zu schaffen, ist wahre Führungsarbeit – good leadership – like Jesus!

Dr. Georg Plank, Pastoralinnovation
Webseite: www.pastoralinnovation.org


 

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25.5.2023 - Zu fleißig?

Wie oft haben sie faule Menschen erlebt? Und wie oft passiert es, dass Menschen zu fleißig sind? In unserer Leistungsgesellschaft scheint die zweite Frage paradox zu sein, denn auch wenn jüngere Generationen sich zunehmend dem übertriebenen Leistungsethos älterer Menschen verweigern, gilt Fleiß nach wie vor als erstrebenswert und wird sozial belohnt und bewundert. Wie uns das Wertequadrat von Schulz von Thun lehrt, kippt jedoch oft das Gute durch Übertreibung ins Negative. Fleiß ist gut, aber zu viel Fleiß?

Die Übertreibung von Fleiß und Leistungsbereitschaft führt nicht nur leicht zu Überlastungssyndromen mit massiven gesundheitsgefährdenden körperlichen und seelischen Problemen. Sie wirkt außerdem auf potentiell Engagierte oft abschreckend nach dem Motto: Ich will schon etwas tun, aber nicht so viel!

Bei zu fleißigen Menschen beobachten wir nicht selten Unzufriedenheit, Unfreundlichkeit und Unruhe. Sie finden kaum Zeit für echte Muße, also zweckfreie Zeiten des unbekümmerten Daseins, wie es Kinder uns lehren können. Solche Zeiten sind aber unerlässlich für Ausgeglichenheit, Kreativität und Innovation.

Immer wieder empfehle ich fleißigen Menschen, ihre Arbeiten in kleinere Pakete zu portionieren und so handhabbarer zu machen. Wenn eine Einrichtung zum Beispiel einen Newsletter machen will, lassen sich leichter Mitwirkende finden, wenn es heißt: Wer kann gute und lesbare Texte verfassen? Wer kann fotografieren? Wer kann layouten? Wer kann eine Datenbank aufbauen und/oder verwalten? Wer kennt sich mit Datenschutz aus und entwickelt das An- und Abmeldesystem? Wer ist gut vernetzt und sammelt Ideen, Inhalte und Angebote?

Fallen Ihnen Beispiele aus Ihrem Bereich ein, wo sich klassische Arbeitsteilungen bewährt haben?

Dr. Georg Plank, Pastoralinnovation
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18.5.2023 - Andere stark machen

Natürlich spielt bei der Frage neuer Engagierter Leadership eine große Rolle. Was aber macht bei aller Unterschiedlichkeit eine gute Führungskultur aus? Egal, ob ich mich von Studien wie „Good to Great“ von Jim Collins oder den Erkenntnissen der Natürlichen Gemeindeentwicklung oder dem Vorbild Jesu inspirieren lasse, kristallisiert sich ein gemeinsamer Faktor heraus: Gute Leiter:innen machen andere stark! Sie tun alles, um Menschen in ihrem Umfeld dabei zu unterstützen, ihre Talente herauszufinden und zu entwickeln. Sie glauben daran, dass auch in scheinbar gescheiterten Existenzen gute Seiten schlummern, die mit Empathie, Konsequenz und passenden Rahmenbedingungen geweckt werden können.

Viele Menschen glauben nicht nur nicht an Gott, sondern auch nicht an sich selbst. Sie trauen sich wenig zu oder halten sich vorschnell für Versager, nur weil sie bereits öfters im Leben gescheitert sind. Wer gibt ihnen eine neue Chance? Wie gelingt es, sie vom Weg der Frustration und Resignation abzubringen und ihnen neues Selbstbewusstsein zu schenken?

Unterschätzen Sie nie, was das Gefühl, gebraucht zu werden, bei vielen Menschen auslösen kann. Fragen Sie nicht zuerst, wofür Sie jemand brauchen, sondern welches Engagement einem konkreten Menschen helfen kann, sich selbst besser kennen und lieben zu lernen.

Wer die richtige Mischung aus Unter- und Überforderung findet, wer andere nicht nur als Erfüllungsgehilfen der eigenen Projekte sieht, sondern ihnen einen Freiraum eröffnet, eigene Ziele und Visionen zu entwickeln und umzusetzen, ist meiner Meinung nach in der Spur Jesu, der aus „normalen“ Fischern „Menschenfischer“ gemacht hat.

Dr. Georg Plank, Pastoralinnovation
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